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ABSCHIED (1914)

18. Februar 1914

Weine nicht es ist vergebens 

Alle Freuden dieses Lebens 

Sind ein Traum der Fantasie 

Mühe dich es zu vergessen 

Dass du einst ein Glück besessen. 


Wenn der Tag sich neigt zu Ende 

Und der Abend bricht herein 

Falte still ich meine Hände 

Schließ in mein Gebet dich ein. 


Denke an die schönen Stunden 

Die ich einst mit dir verlebt 

Alles alles ist entschwunden 

Alles ist als Traum verweht. 


Dennoch will ich nicht verzagen 

Will gerne leiden alle Schmerzen 

Denn es kann noch einmal tagen 

Hier in meinem kranken Herzen. 


Dann wird die liebe Sonne scheinen 

Mit ihrem hellen Strahlenlicht 

Dann werde ich auch nicht mehr weinen 

Denn Gott verlässt die seinen nicht. 


Dann leg ich betend meine Hände 

Dir segnend auf dein treues Haupt 

Damit dir Gott den Frieden sende 

Der deinem Herzen jäh geraubt. 


Treib nie ein Spiel mit treuen Herzen 

Dass frei und rückhaltlos sich dir ergibt 

Es kommt die Zeit wo du mit Sehnsuchtsschmerzen 

Nach einer Seele lechzest die dich liebt. 


Geschrieben zum Dienstantritt 

Am 18. Februar 1914 

Gustav Scheufler 

Leitmeritz: K.K. Korskommando  

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Abschied (1914): Willkommen
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